Kairo und Alexandria
Für März 2020 plante ich eine gut zwei-wöchige Reise nach Ägypten und wollte dabei zunächst Alexandria und Kairo besuchen, um dann weiter den Nil aufwärts nach Luxor und Assuan zu fahren. Leider durchkreuzte schon wenige Tage nach Abflug die aktuelle Corona-Krise meinen Aufenthalt im Land am Nil und so musste ich meine Reise nach gut einer Woche in Alexandria und Kairo am 20. März 2020 abbrechen und im Rahmen der Rückhol-Aktion nach Deutschland zurückfliegen. Dennoch möchte ich hier meine Eindrücke dieser beiden wichtigsten ägyptischen Städte mit den Lesern teilen.
Am 13. März 2020 landete ich früh morgens in Kairo und machte mich nach Erhalt des Visums direkt mit dem Taxi auf den Weg zum Ramses-Bahnhof. Dort erhoffte ich, einen Zug nach Alexandria zu bekommen, allerdings machten mich schon mehrere freundliche Ägypter darauf aufmerksam, dass momentan wohl keine Züge fahren würde. Warum habe ich nicht ganz verstanden. dank der angebotenen Hilfe saß ich jedoch nach einem belebenden Kaffee schon bald im Minibus auf dem Weg nach Alexandria. Mein Nebensitzer hatte sich mir ein bisschen angenommen und half mir bei Fragen wie der Bezahlung und Pausen. Das letzte stück in Alexandria zum bebuchten Hotel Transit legte ich dann im Taxi zurück und sah schon auf dem Weg die schmucke neue Bibliotheca Alexandrina. An dieser sollte ich in den nächsten drei Tagen noch öfters vorbei kommen.
Angekommen im Hotel ruhte ich mich erst einmal von der letzten Nacht aus, die weitgehend schlaflos blieb. Anschließend spazierte ich eine Weile entlang der Corniche am Mittelmeer, pausierte in einer der Moscheen der Stadt und verschaffte mir einen ersten Überblick in dieser geschichtsträchtigen und zugleich modernen Stadt.
Am zweiten Tag in Alexandria besichtigte ich die Katakomben und das archäologische Gebiet rund um die Pompeius-Säule. So machte ich einen kleinen ober- und unterirdischen Ausflug in die Antike und wandelte eine Weile durch unterirdische Gänge, die früher einmal einige prominente Gräber Platz boten. Zum Schluss kam ich nicht darum, am Ausgang ein paar Souvenirs zu erstehen, darunter einen kleinen Teller mit der Totenmaske Tutanchamuns sowie einen türkisfarbenen Skarabäus. Doch die Verkäuferin war sehr nett und bot mir einen großzügigen Rabatt.
Am folgenden Tag besichtigte ich zunächst die Hafenfestung, welche an der Stele des alten Leuchtturms steht und machte mich anschließend endlich auf den Weg um die Bibliotheca Alexandrina auch von innen zu besichtigten. Und ich muss sagen: Es ist eine der eindrucksvollsten Bibliotheken, die ich bislang gesehen haben. Modern, aber von einer außergewöhnlichen architektonischen Gestaltung mit etlichen Galerien und Balkonen sowie einer optimalen Ausstattung mit Büchern, Computern und Landkarten.
Mein Aufenthalt in Alexandria endete mit einer Taxifahrt zum Busbahnhof, wo ich noch einen kleinen Imbiss aß, das Busticket kaufte und gegen 16:30 Uhr die Überlandfahrt nach zurück nach Kairo antrat. Dort kam ich gegen 20 Uhr in der Nähe des Tahrir-Platz an und nahm dann nach einiger Suche erneut ein Taxi, welches mich zu meiner Unterkunft, dem Paradise Boutique Hotel in der Downtown brachte. Dort angekommen checkte ich ein und ruhte mich erstmal aus. Später am Abend machte ich noch einen kleinen Spaziergang und fand schließlich auch einen Straßenimbiss fürs Abendessen. Dabei unterhielt ich mich etwas mit dem Besitzer, der mir stolz erzählte, dass er bereits drei Mal in Europa, unter anderem auch in Deutschland, war. So ging der erste Abend in Kairo zu Ende und ich ging erschöpft zurück in mein Hotelzimmer.
Am nächsten Morgen aß ich das Frühstück gemütlich im Zimmer, bevor es dann hieß, die islamische Altstadt von Kairo zu entdecken. Als erstes Ziel hatte ich den Azhar-Park im Visier, denn bevor ich mich in das Chaos der ägyptischen Hauptstadt stürzen sollte, wollte ich erstmal ein ruhiges Plätzchen finden, der gleichzeitig einen guten Panoramablick bot. Der Azhar-Park war dafür wie geschaffen und überzeugte durch seine schöne Grünanlage mit Wasserspielen und einer herrlichen Blumenpracht, die sich hinaufwärts ersteckt.
Sodann stürzte ich mich in die islamische Altstadt von Kairo, in der es so viele Kulturschätze und Moscheen zu entdecken gibt, dass man wahrscheinlich Wochen damit zubringen könnte. Am besten, man lässt sich einfach erst einmal treiben, wie ich es tat und stößt dann ganz von alleine auf schöne Plätze und Bauten. Ansonsten dauert es meist nicht lange, bis sich jemand als einheimischer Stadtführer anbietet. Dieses Angebot kann man als Besucher durchaus annehmen, sollte aber widersprechen, wenn einem etwas nicht gefällt und man zu sehr bedrängt wird. So konnte ich den Blick vom Minarett der „Blauen Moschee“ genießen und erhielt im Innenraum des Gotteshaus nebenbei einige interessante Informationen zur Geschichte und den besonderen Merkmalen dieser alten Moschee ganz in der Nähe des Chan-el-Chalili-Bazars.
Später landete ich in den Fängen eines Taxifahrers, der mich zur Felsenkirche in den Moqattam-Bergen fahren wollte, was ich jedoch ablehnte. Dennoch zeigte er mir einige interessante Orte in Kairo und führte mich zu einem Restaurant, wo ich wirklich köstlich und dennoch erschwinglich zu Abend aß. Später lies ich mich bei der Ibn-Tulun-Moschee mit ihrem spiral-förmigen Minarett absetzen und „wanderte“ von dort durch das nächtliche Kairo bis zu meinem Hotel in Downtown zurück.
Höhepunkt meiner Reise nach Kairo war zweifellos der Besuch bei den Pyramiden von Gizeh. Dank bzw. aufgrund der aufkommenden Corona-Krise waren kaum andere Touristen vor Ort. Dennoch waren viele Touristenfänger und falsche Reiseführer zugegen. Ein paar bekamen dann aber doch etwas Bakschisch, um die Situation zu entschärfen. Zunächst schaute ich mich in der Nähe der Sphinx um und wurde schon bald darauf von einem Kamel-Führer angehalten. Da ich sowieso ein Stück des Weges auf dem Rücken des Dromedars zurücklegen wollte, ergriff ich die Chance. Eine komplette Umrundung der Pyramiden auf dem Rücken des Kamels war mir jedoch zu teuer und ich ließ mich etwa nach einem Drittel der Strecke an einem Aussichtspunkt absetzen. Dies war schon eine mittlere Überzeugungsarbeit. Mir war es jedoch wichtig, die Pyramiden zu Fuß zu genießen, was ich dann auch in aller ruhe tat. Zwischendurch nervte mich zwar die Touristen-Polizei, die ich jedoch lässig abwinkte. Wahrscheinlich wollten auch sie nur ein Bakschisch.
Insgesamt brachte ich etwa fünf Stunden auf dem Pyramiden-Areal und schaute mir besonders die Cheops-Pyramide sowie diejenige von Chephren ausführlich aus der Nähe an. Es ist schon erstaunlich: Je weiter man sich ihnen näher desto imposanter wirken sie. Aus der Ferne noch relativ klein, werden Sie schrittweise zu wahren Steingebirgen und man kommt nicht mehr aus dem Staunen heraus. Einfach kolossal und das fängt schon bei den einzelnen mannshohen Steinquadern an! Insgesamte verbrachte ich etwa fünf Stunden auf dem Areal, dass ich einmal komplett umrundete. Ich versuchte dabei möglichst abseits der Touristenpolizei und der fliegenden Händlern zu gehen, die mir immer etwas zuriefen und etwas störten. Zu Beginn ließ ich mich aber doch zu einem Kamelritt überreden. Allerdings keine komplette Umrundung, das war mir dann doch zu teuer. Im Inneren der Pyramiden war ich dagegen nicht, aber das hatte ich auch gar nicht geplant. Aber es war ein fantastisches Gefühl, dieses antike Weltwunder endlich live zu sehen, nachdem ich es auf so vielen Abbildungen gesehen habe. Und das fast ohne andere Touristen, die wegen dem bevorstehenden Lockdown in Deutschland und anderswo eher rar waren.
Die Heimreise gestalte sich dann etwas komplizierter, da der Flughafen plötzlich alle Flüge einstellte und die Coronapandemie spürbar näher kam. So musste ich unglücklicherweise die Ägypten-Reise früher beenden als geplant und mit einem der vom Auswärtigen Amt organsierten Rückholflüge zurück nach Deutschland fliegen.